„Mein Partner bremst mich aus!“ – Das kannst du tun

Du denkst: „Mein Partner bremst mich aus! Was kann ich nur tun?“

Zu Beginn möchte ich dir einen kleinen Ausschnitt aus einem Buch zeigen, der deine Situation wahrscheinlich gut beschreibt:

„Mein Partner bremst mich aus!“

„Wenn du dein Selbst nicht lieben kannst, bist du unfähig, jemand anderen zu lieben. (…) So können sich zwei Menschen buchstäblich in einer Beziehung verlieren. Sie gehen eine Beziehung ein, in der Hoffnung, sich selbst zu finden und verlieren sich stattdessen.

Dieser Verlust des Selbst verursacht die meiste Bitterkeit in solchen Paarbeziehungen. 

(…) Sie haben das Gefühl, weniger zu sein, als sie es als Single waren. Sie meinen, weniger befähigt, weniger aufregend, weniger attraktiv zu sein, weniger Freude, weniger Zufriedenheit zu empfinden. Sie empfinden es deshalb, weil sie weniger sind. Sie haben das meiste von dem, was sie sind, aufgegeben, um in ihrer Beziehung sein und bleiben zu können. So waren Beziehungen nie gedacht. Und doch werden sie in dieser Weise von mehr Menschen erlebt, als ihr je kennen lernen könntet.“

– aus „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch –

Selbstliebe als Schlüssel

Ich bin aktuell dabei, dieses Buch zu lesen und gerade an einer Stelle, wo es sich viel um Liebe und Beziehung dreht.

Mein Partner bremst mich aus. Dieses Gefühl hast du vielleicht gerade.

Als ich den Abschnitt oben las, musste ich ihn zweimal lesen, um alles aufzunehmen, was er beinhaltet. Ich fand die Aussage unheimlich treffend.

Letztendlich geht es hier um Selbstliebe. Für manche vielleicht ein Begriff, mit dem sie nichts anfangen können. Für manche total bedeutsam oder eben schon enorm ausgelaugt. Doch wenn ich mir diese Passage anschaue, habe ich noch mal neu für mich entdecken können, dass Liebe etwas so Grundsätzliches ist. Und für eine gesunde Beziehung die Grundlage ist. Natürlich sollte man sich schon lieben, wenn man mit einer Person das Leben zusammen teilt. Doch viel wichtiger ist es, um auf Dauer zufrieden in der Partnerschaft sein zu können, dass man sich selbst kennen und lieben gelernt hat.

Was du als Single tun kannst

Dann ist es natürlich wesentlich einfacher, diese Worte umzusetzen. Man hat die Möglichkeit sich selbst Zeit zu geben. Zeit für sich alleine, mit unterschiedlichen Freunden und neuen Unternehmungen. Zeit, um Neues zu schaffen und um sich auszuprobieren. Zu erforschen, wo man hin möchte und Vergangenes vielleicht abzuschließen. Klare Ziele zu fassen, Begabungen zu entdecken und zu festigen. Man kann den Fokus darauf legen, sich mit Eigenschaften und Leidenschaften zu identifizieren, die von innen kommen. Und sein Selbstbild nicht von äußeren Umständen bestimmen zu lassen. Man hat die Möglichkeit, Chancen wahrzunehmen, die man gegebenenfalls in einer Beziehung nur bedingt annehmen kann.

Kurzum: Es geht um die Möglichkeit, sich zu einer eigenständigen Person zu entwickeln, die weiß, was sie vom Leben erwartet und ihre Träume und Wünsche kennt. Und, die gelernt hat, sich selbst anzunehmen und zu lieben. Eine Person, die nicht ihre Anerkennung und Selbstverwirklichung in ihrem Partner sucht und später vielleicht sagt: „Mein Partner bremst mich aus“.

Denn wenn Liebe und Anerkennung nur aus der Beziehung zu deinem Partner heraus geschöpft werden, passiert genau das, was Neale Donald Walsch bereits schrieb: Du wirst dich selbst verlieren und es entsteht Bitterkeit zu dir selbst und zu deinem Partner.

Weiterentwicklung als Einzelperson

Klingt ganz schön hart, ist aber glaube ich, oftmals Grund, warum man es vielleicht nicht schafft, ganzheitlich als Team zusammenzuwachsen. Einer fühlt sich in seiner Entwicklung benachteiligt, im Wachstum oder im Alltag gehemmt und hat das Gefühl nur den Erwartungen anderer gerecht werden zu müssen. Man hat vielleicht einen Teil seiner Selbst aufgegeben, um der Beziehung gerecht zu werden. Hat Prioritäten verschoben oder sogar Dinge ganz eingestellt, da man dachte, dass dies der Partner füllen würde. Oder anders gesagt: Damit es mit dem Partner funktioniert.

Deshalb unheimlich wichtig, sich vorher selbst gut kennen zu lernen! Viele entwickeln sich auch zusammen und gehen gemeinsam solche Schritte. Gar keine Frage! Das soll nicht heißen, dass man sowas nicht zusammen erleben kann. Wir haben uns beispielsweise auch recht früh kennen gelernt. Ich wusste dort schon einige Dinge über mich, aber die meisten Eigenschaften und Leidenschaften habe ich erst nach 2-3 Jahren Beziehung (wo ich ca. 20 Jahre alt war) richtig kennen gelernt. Das ist auch völlig in Ordnung, jeder ist da anders! Tim und ich wären wahrscheinlich jetzt alleine auch nicht an dem Punkt, wo wir aktuell stehen, hätten wir den Weg nicht zusammen beschritten.

Du bist es wert!

Aber was wichtig ist und was ich auch schon vor unserer Beziehung verinnerlicht hatte: Ich bin es wert. Ich habe mich selbst gelernt zu lieben und wusste, dass ich in irgendeiner Form begabt bin (auch, wenn ich da erst einen Teil über mich wusste). Aber das Entscheidende ist: Ich wusste es, dass da irgendetwas ist! Und so konnte ich mit einer ganz anderen Grundannahme in eine Beziehung gehen. So wird man nicht das Gefühl bekommen: Mein Partner bremst mich aus.

Wie man die Single-Zeit am besten nutzt

Deshalb sind drei Punkte einfach unheimlich wichtig, solange du noch Single bist:

  • Lerne dich selbst zu lieben. Sonst kannst du es von keinem anderen erwarten, dass er es auch tut!
  • Entdecke dich selbst! Was machst du am liebsten? Was sind deine Vorstellungen vom Leben? Suchst du noch viel Anerkennung von Außen? Dann fokussiere dich auf dein Inneres. Schau genau hin, wie begabt und geliebt du bist. Finde deine Identität, die du dann festigen kannst. So vermeidest du es, dass du versuchst, sie in deinem Partner finden. Und dann später in einer Beziehung dich selbst verlierst.
  • Verstelle dich nicht in einer Beziehung. Suche immer das Gespräch, wenn du jemanden kennen lernst und zeig ihm ehrlich, was du denkst und fühlst. Wenn es passt, super! Wenn nicht – dann kommt wer Besseres! Aber du wirst auf Dauer nur unglücklich, wenn du dich von Beginn an verstellst.

Mein Partner bremst mich aus

In einer Beziehung gibt es wahrscheinlich zwei Szenarien:

  1. Ihr seid glücklich. Ihr könnt offen und ehrlich über Wünsche sprechen und Begabungen, ob mit oder ohne den Partner, ausleben. Und noch besser: Ihr fühlt euch frei auch in der Beziehung Neues auszuprobieren und euch weiterzuentwickeln. Ihr fühlt euch nicht gehemmt, euer Partner unterstützt euch. Vielleicht müssen manchmal Kompromisse gemacht werden, aber schlussendlich wisst ihr, dass euer Partner hinter euch steht und nur euer Bestes will.
  2. Ihr liebt euch. Allerdings merkt ihr, dass zwischendurch immer wieder einige Themen hochkommen und ihr dafür noch keine Lösung gefunden habt. Du fühlst dich gehemmt, möchtest am liebsten noch so viel ausprobieren und sehnst dich zwischenzeitlich in dein Single-Leben zurück. So oft denkst du: Mein Partner bremst mich aus! Nicht, weil ihr euch nicht liebt. Aber weil du dann ohne Absprachen, Kompromissen oder Einbußen das ausprobieren könntest, was dir Spaß macht. Du könntest  Möglichkeiten anders nutzen und dich selbst entdecken. Du könntest deine innere Mitte finden. Erforschen, was deine Begabungen sind und nicht darauf bedacht sein, dass du von außen Anerkennung erhältst.

Unterschiedliche Situationen

Szenario 1 ist natürlich der Optimalfall. Das bedeutet nicht, dass es nichts zwischen Fall 1 und 2 gibt. In vielen Beziehungen entwickelt man sich auch erst dahin, dass man es schafft über Wünsche zu sprechen und den Wachstum des anderen voll zu unterstützen – oder eben in vielen Punkten gemeinsam zu wachsen.

Wir können definitiv auch nicht behaupten, dass wir von Anfang an unheimlich geübt darin waren. Wie gesagt, zu Beginn wusste ich auch noch nicht differenziert über meine Begabungen zu sprechen. In vielen Punkten hatte ich eine Tendenz, aber je älter man wird, desto genauer kann man das festmachen. Wichtig ist, sich immer ehrlich und offen mit dem Partner darüber auszutauschen!

Herausfordernd ist allerdings Szenario 2: Denn aus dieser Situation heraus entsteht letztendlich Bitterkeit, die sich in kleinen Dingen im Alltag widerspiegelt, aber auch bei großen Themen immer wieder auftaucht. Ein Partner oder vielleicht auch beide merken, dass sie dabei sind, sich selbst zu verlieren – oder haben es vielleicht auch schon getan. Das muss frustrierend sein und für die Person möglicherweise auch eine Sackgasse der Gefühle.

Wie gehe ich damit um?

Ich bin keine Therapeutin und da kann man definitiv auch nur im Einzelfall entscheiden. Und vor allem muss das Paar oder die Person dort für sich entscheiden. Fest steht allerdings, dass es auf Dauer keine Lösung ist, einfach so weiterzumachen. Wenn einem bewusst wird, dass man diesen Punkt erreicht hat, dass man sich selbst verliert und seine Bedürfnisse nur noch hinten anschiebt, sollte man definitiv in irgendeiner Form handeln.

 

Austausch mit dem Partner

Ich denke, es ist gut, wenn man einfach einen ersten Schritt geht. Offen mit dem Partner darüber zu sprechen. Zu reflektieren, warum man gerade so gereizt ist oder so kühl gegenüber dem Partner. Wie man sich fühlt und was man vermisst. Und wenn man eben noch gar nicht weiß, wie man es schafft, sich selbst zu lieben, eine eigene Identität zu entwickeln und herauszufinden, was die eigenen Begabungen sind, dann ist es an der Zeit das herauszufinden. Auch, wenn das bedeutet, dass der Partner dir da vielleicht noch mal mehr Freiraum geben muss, als sonst er gewohnt ist.

Eine kleine Auszeit nur für dich

Das kann bedeuten, dass du mal ein Wochenende alleine wegfährst. Einfach mal ans Meer, frei von allen Einflüssen. Einfach mal Zeit zu haben, um in sich hinein zu hören. Zeit zu haben, um sich nur mit sich selbst zu beschäftigen. Was macht mich aus? Was wünsche ich mir vom Leben? Manchmal braucht man einfach auch eine räumliche Auszeit von dem eigenen bisher gut organisierten Umfeld. Vielleicht brauchst du auch länger als ein Wochenende, aber nimm dir die Zeit. Besuche Veranstaltungen oder nimm andere Dinge wahr, die dir gut tun und wo du mehr über dich lernen kannst.

Und dann sprich mit deinem Partner darüber. Schaut auch zusammen an, wie ihr euch weiterentwickeln könnt. Erfindet euch neu, wenn ihr mögt. Und kreiert euch ein Leben, wo ihr beide etwas tut, was euch Spaß macht. Was euch gut tut. Und räumt immer wieder Zeiten ein, wo ihr nur Zeit für euch selbst habt!

Ich glaube, das könnte eine Möglichkeit sein, wie man Bitterkeit und Selbstverlust in einer Beziehung erkennen und Stück für Stück verringern kann.

Sich in einer Beziehung selbst kennen lernen

Deshalb hier noch mal zwei Punkte, die zusammenfassen, was ihr tun könnt. Ihr seid in einer Beziehung und denkt – „Mein Partner bremst mich aus“:

  • Redet offen und ehrlich mit eurem Partner über eure Gefühle. Über Empfindungen und über den möglichen Grund für eure Bitterkeit: Den Selbstverlust. Dass ihr euch vielleicht in gewissen Bereichen gehemmt fühlt (obwohl der Partner vielleicht nichts dafür kann und das bisher nie so wahrgenommen hat). Dass ihr bestimmte Dinge noch über euch herausfinden müsst. Dass ihr erneut lernen müsst, euch zu lieben und eine starke Identität aufzubauen. So könnt ihr schauen, wie euer Partner die Situation in eurer Beziehung bewertet.
  • Nehmt euch Zeit. Zeit für dich alleine. Zeit, um dich selbst neu oder wieder kennen zu lernen. Dich neu lieben zu lernen und deine Begabungen zu entdecken und schätzen zu lernen. Das kann in Form von einem Wochenende alleine irgendwo sein, wo du frei von äußeren Einflüssen bist. Es kann sich aber auch darüber hinaus erstrecken, dass du einfach noch mehr Dinge im Alltag etablieren möchtest, die dich weiterbringen. Suche nach Unterstützung bei deinem Partner und findet gemeinsam eine Lösung für diese neue Situation.
  • Findet euch neu zusammen. Fangt an, den anderen in seiner Entwicklung zu unterstützen und ihm Freiraum zu geben, seine Begabungen auszuleben. So entsteht Zufriedenheit auf beiden Seiten. Und vielleicht findet ihr auch einen Weg euch gemeinsam weiterzuentwickeln, neu zusammen zu finden und Träume und Begabungen so auszuleben, dass ihr euch ergänzt und beide das vom Leben haben, was sie sich wünschen.

Ihr Lieben, ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Gedanken zu dieser Textpassage von Neale Donald Walsch weiterhelfen. Und vielleicht sogar einen möglichen Grund offen legen, der für eine angespannte Situation in einer Beziehung der Grund sein könnte.

Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute, ganz viel Selbstliebe und ein starkes Ich, was dann zu einem starken Wir werden kann 🙂

Manchmal braucht es auch professionelle Unterstützung, wenn man selbst merkt, dass man nicht weiterkommt. In meinen Coachings unterstütze ich Frauen dabei, in ihrer Partnerschaft aufzublühen und gleichzeitig die Verbindung zu ihrem Partner nicht zu verlieren. Wenn du Interesse an einem Coaching mit mir hast, schreib uns gerne eine Anfrage per Mail an: info@braveandone.de

Eure Darleen

P.S.: Schaut gerne auch noch mal bei diesem Blogartikel vorbei: „Gefühle – warum dein Partner nicht verantwortlich ist“.

3 Kommentare zu „„Mein Partner bremst mich aus!“ – Das kannst du tun“

  1. Das Verständnis über eine Beziehung soll erstmal wahrgenommen werden. Wer von heute auf morgen erwartet dass „man von nun an, alles gemeinsam macht, riskiert eigenes Ich in der Beziehung zu verlieren.
    Gemeinsame Konti, gemeinsame Email-Adressen, Facebook- Profile, Austausch von Passwörtern, nur noch gemeinsame Hobbys- das ist kein Beweis der Liebe- dies sichert weder Gefühle, noch die Zuverlässigkeit gar Treue / Monogamie. In der Beziehung sind immernoch 2 erwachsenen unabhängigen Menschen mit eigenen Bedürfnissen und eigenem Lebensraum, die sich aus freier Wille beschlossen haben, ein Bündnis zu bauen. Gegebenenfalls besteht die Gefahr, dass man eine Beziehung als Gefängnis wahrnimmt, woraus man nur noch fliehen will. Ich treffe täglich Menschen, vorwiegend Männern, die nur auf Erwähnung einer Beziehung eine Panikattacke bekommen und die Gedanke daran als grösste Trauma erleben – weil die Dich in einer Beziehung festgehalten gefühlt haben. Im Gespräch kommen die Offenbarungen über Freiraummangel, Eifersucht, Kontrolle, Sexentzug (sobald sich die Beziehung etabliert hat). Falls Kinder in der Beziehung sind, berichten viele Männern darüber, dass die sich nur noch als „Samenspender“ wahrnehmen.
    Es wäre wichtig, mit dem Partner darüber zu reden, was man von einer Beziehung erwartet.

    1. Hallo Dr. S. Jensen,

      Kommunikation ist in jedem Fall immer wieder ein Schlüssel! Wir merken auch, dass uns das ungemein hilft und wir uns auch immer wieder neu mal falsch verstehen. Gerade bei so Basics ist es wichtig, dass man über seine Ansichten und Erwartungen spricht! Eine Beziehung muss gefüttert werden, sonst kann sie nicht wachsen. Also umso wichtiger, wenn man über seine Erwartungen spricht. Man kann schließlich nicht erwarten, dass man genau das selbe denkt!:)

      Und auch ein wichtiger Punkt, wo wir auch mal eine Podcastfolge zu gemacht haben, ist dass man immer noch Ich bleiben soll. Total wichtiger Punkt, den viele falsch verstehen oder nicht so ernst nehmen. Mir fällt es auch immer wieder mal schwer die Balance zu halten zwischen meinen Terminen und Zeit für mich und Zeit mit Tim. Große Herausforderung und umso wichtiger da drauf zu achten, dass man sich noch alleine weiterentwickeln kann 🙂

      LG Darleen

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